Das war das Sommernachtskino 2022

Hunderte feierten im von der Flut beschädigten Freibad mit viel Musik und Open-Air-Kino

Kein Wasser, aber jede Menge Spaß

VON JOACHIM RÖHRIG – Kölner Stadt-Anzeiger vom 9. August 2022

Erftstadt-Lechenich. Das sei hier aber ein „very dry Swimbad“, wunderte Ezio Lunedei sich mit Blick auf die leeren und knochentrockenen Becken des Lechenicher Freibades, wo sich bereits reichlich Unkraut durch die Kachelfugen drückt. Dass der Sänger und Liedermacher aus dem fernen Cambridge offenbar noch nichts von den verheerenden Hochwasserschäden an der Erft gehört hatte, sei ihm verziehen. Das Publikum wusste natürlich darüber Bescheid, dass Badespaß in Lechenich derzeit nicht möglich ist. Dennoch strömten die Leute zu Hunderten mit Campingstühlen, Kühltaschen und Picknickdecken herbei. Auf dem Programm stand die sechste Auflage des beliebten „Erftstädter Sommernachtskinos“.

Auch die Eltern flippten aus

Der Veranstaltungstitel ist ein wenig irreführend: Zwar hatte das Sommernachtskino ganz am Schluss auch Filmvergnügen zu bieten. Vor allem aber war eine große Open-Air-Musikparty angesagt. Möglich machten das die städtische Kulturabteilung und die rührige Kulturinitiative kult-IG, die mit Hilfe zahlreicher Sponsoren aus der regionalen Wirtschaft mit gutem Riecher für den Publikumsgeschmack ein feines musikalisches Dreigang-Menü zusammengestellt hatte.

Die Vorspeise gefiel vor allem den ganz jungen Musikfans. So brauchte die weithin bekannte Kölner Kinderrockband Pelemele keine Viertelstunde, um den auf der Wiese vor der Bühne versammelten Nachwuchs zum Toben zu bringen. Pelemele steht nämlich nicht nur für kindgerecht servierten Rock, Pop, Hip-Hop, sondern auch für geschickt eingestreute Mitmachaktionen. Mal lud die Menschmaschine Arnold 100 zum kantigen Robotertanz ein, mal animierte Frontmann und Sänger Picco Fröhlich zum gemeinschaftlichen Luftgitarrespielen, zum wilden Rudelhüpfen oder zum Headbanging für Anfänger. Da dauerte es nicht lange, bis nach den Kindern auch die anfangs noch etwas zurückhaltenden Eltern ausflippten, denn „100 Prozent live, 200 Prozent Ausrasten“ ist schließlich das Motto von Pelemele.

Anschließend gehörte die Bühne den Lokalmatadoren von den Bartenders. Das Niederberger Quintett um Sänger Sebastian Borgwaldt breitete erlesene und prima zum Klingen gebrachte Perlen aus 50 Jahren Rock- und Popgeschichte aus. Von Steppenwolfs „Born To Be Wild“ über Amy Winehouse“ „Valerie“ bis hin zu „So Lonely“ von The Police reichte die absolut partytaugliche Palette.

Der musikalische Top-Act war aber das Cambridge-Duo Ezio, bestehend aus dem Songschreiber, Sänger und Gitarristen Ezio Lunedei und seinem kongenialen Gitarrenpartner Mark Booga Fowell. Seit mehr als 30 Jahren zelebrieren die Musiker eine ganz eigenständige Mischung aus Brit-Pop, Folk-Rock und Songer/Songwriter-Stilistik und begeistern die Fans auch mit virtuosen Gitarrenspiel, bei dem Booga Fowell auf seiner halbakustischen Klampfe immer wieder solistische Glanzpunkt einstreut. Garniert wird das Ganze mit Lunedeis staubtrockenem britischen Humor, der auch in Lechenich bestens verstanden wurde.

Nach fast fünf Stunden Livemusik gab’s für die Hartgesottenen auf der Großleinwand nach Sonnenuntergang dann noch die Kinokomödie „Ein Becken voller Männer“, mit der ein wunderbar entspannte Tag im Freibad humorvoll ausklang.