Werbe-Post vom 7. April 2020. Von Gabriele Rupprecht.
Erftstadt – Das Alltagsleben steht weitgehend still in der Welt und natürlich auch in Erftstadt. Was man gestern noch geplant hatte, ist längst über den Haufen geworfen. Planung und gute Organisation spielt auch bei den Vereinen eine große Rolle, die sich mit Kulturprogrammen beschäftigen. Wir haben bei Kulturvereinen in Erftstadt nachgefragt, wie sie mit der Coronakrise umgehen.
Szene 93
Bei Szene 93 ist vor allem das neueste Theaterstück betroffen, in dem 13 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mitspielen. Die Aufführungen fielen/fallen genau in die Zeit (21. März bis 19. April). Ziemlich genau eine Woche vor der Premiere von „Des Kaisers neueste Kleider“ ist die Kontaktsperre ausgerufen worden. „Wir haben monatelang geprobt, das Ensemble ist bereit gewesen, und das ist ganz bitter, jetzt nicht auftreten zu können. Je nachdem wann wir das Stück nachholen können, werden eventuell nicht alle der 13 Schauspieler mitmachen können, weil sie dann nicht verfügbar sind. Die haben dann zum Teil monatelang geprobt ohne eine Aufführung vor Publikum zu erleben. Jetzt heißt es abwarten. Wir werden aber eine – zur Not – kreative Lösung finden!“, teilt Philipp Wasmund für Szene 93 mit.
Die Autorenwerkstatt von Szene 93 schickt sich gegenseitig eigene Texte per Mail zu, und man tauscht sich online aus. Weil ihnen das so viel Spaß macht, plant die Gruppe auch, einen Schreibwettbewerb für alle auszurufen. „Wir haben auch schon die Informationen zur Erftinale, dem Rhein-Erft-Kurzfilmwettbewerb im Dezember, online gestellt. So können Menschen die Zeit kreativ nutzen und ein Drehbuch schreiben, um ihren Film vorzubereiten. Auch läuft immer noch unser Aufruf, dass junge Künstler bei der ‚Jungen Kunst im Stadthaus‘ mitmachen können. Man kann Skulpturen, Bilder und Fotografien einreichen“, fordert Wasmund zur Beteiligung auf.
Das Thema der Erftinale lautet „gestern/heute/morgen“ und bei der Ausstellung „gemeinsam“. Die Themen wurden bereits vor der Krise ausgesucht, passen jetzt ziemlich gut in die Zeit.
„Finanzielle Sorgen hat Szene 93 nicht, da wir immer schon mit wenig Geld gearbeitet haben“, so Wasmund weiter. Ein paar Flyer seien natürlich nun für den Mülleimer produziert worden. Bislang können zwei Konzerte nicht stattfinden, die aber verschoben wurden.
Szene 93 hat zudem eine Playlist mit allen Konzerten aus dem Studio 93 erstellt. Wer bei Youtube Studio 93 von Szene 93 eintippt, bekommt 22 Konzerte angezeigt, und man bekommt das Gefühl, ein Live-Konzert zu erleben.
Künstlerforum Schau-Fenster
Das Künstlerforum arbeitet mit möglichst geringen Finanzmitteln und versucht, alle Aktivitäten – soweit es möglich ist – der Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich zu machen. Entsprechend höher ist der ideelle Einsatz der aktiven Mitglieder, sprich der Zeiteinsatz sowie die privaten Aufwendungen für Material und Fahrten um nur einige zu nennen.
Durch die Corona-Krise wurden zwei Ausstellungen zunächst einmal komplett abgesagt,das heißt, es wurden Ergebnisse von zig Arbeitsstunden vernichtet.
Da die kostenintensiven externen Arbeiten (insbesondere Katalog- und Kartendruck) noch nicht gelaufen sind, bleibt ein größerer finanzieller Schaden erspart. „Jede unserer Ausstellungen wird langfristig geplant. Dabei beträgt die Vorlaufzeit ein bis zwei Jahre“, berichtet der Vorsitzende Günter Warmbier. Steht das Ausstellungskonzept einmal, wird ein Arbeitsablauf angestoßen, der immer ähnlich verläuft: Jahresplanung, Erstellung von Einladungskarten und Ausstellungskatalogen, Post- und E-Mail-Einladungen, Presseinformationen, Organisation von Vernissage und anderen Events in Verbindung mit der Ausstellung.
Ähnlich aufwändig sind die Kunstmeile, der Kunst-Parcours und weitere vom Künstlerforum angebotenen Aktivitäten. Hinzu kommen die Gemeinschaftsaktivitäten der Interessengemeinschaft für Kultur in Erftstadt (kult-IG). „Allein unser schlagkräftiges Team mit einem aktiven Arbeitskreis ermöglichen dieses so wichtige Programm für die Pflege der Kunst und Kultur in Erftstadt“, so Warmbier weiter.
Das Künstlerforum hofft, schon bald wieder sein Programm aufnehmen zu können und vielleicht ein wenig der jetzt verlorenen Ausstellungen nachholen zu können.
Der Verein freut sich auch über fördernde Mitglieder, die helfen, die Arbeit professionell und mit hohem Qualitätsanspruch weiterführen zu können.
„Insgesamt trifft es uns zwar hart, aber es könnte durchaus noch schlimmer sein. Und wir geben unseren Optimismus nicht auf und freuen uns darauf, nach der Quarantänezeit wieder voll durchstarten zu können“, gibt sich Warmbier zuversichtlich.
Kulturkreis Erftstadt
Auch der Kulturkreis Erftstadt bleibt nach Aussagen des Vorsitzenden Peter Isakeit von der aktuellen Corona-Pandemie nicht verschont: „Wir haben unsere Konzerte, Kabaretts und Theaterstücke bis einschließlich Mai abgesagt.“
Ziel sei es, die Veranstaltungen auf die zweite Jahreshälfte 2020 oder auf 2021 zu verschieben. Erste Ersatztermine seien gefunden, die restlichen Termine dürften in den nächsten Tagen feststehen. Die gekauften Ticket behalten dann ihre Gültigkeit.
„Dies ist für Künstler, aber auch für uns als Veranstalter, eine gute und vor allem faire Lösung. Unsere Besucher zeigen sich sehr verständnisvoll, was uns sehr freut.“ Ansonsten bereitet der Kulturkreis die Spielzeit 2021 vor und freut sich darauf, bald wieder Kultur in Erftstadt anbieten zu können.